„Ampel“-Koalitionsvertrag ohne stringente Wärme-Strategie für den ländlichen Raum / Deutscher Verband Flüssiggas kritisiert widersprüchliche Absichten der Koalitionspartner
Berlin, 1. Dezember 2021. „Die im Koalitionsvertrag angekündigte Berücksichtigung der Bedürfnisse der Menschen auch in ländlichen Räumen bei der Fortentwicklung der Energiewende ist ein gutes Signal“, so Jobst-Dietrich Diercks, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Verbandes Flüssiggas. Dazu im Widerspruch steht jedoch der Plan, dass ab 2025 jede neu eingebaute Heizung – ob in der Stadt oder auf dem Land – zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müsse: „Mit dieser hohen Anforderung verbaut die Koalition Hauseigentümern im ländlichen Raum abseits erdgasversorgter Gebiete und Wärmenetze die klassische Modernisierungsoption zur Einbindung erneuerbarer Energien – die Gas-Brennwerttherme in Kombination mit Solarthermie“, kritisiert Diercks.
Im ländlichen Raum bleibt den Hauseigentümern als Alternative praktisch allein die strombetriebene Wärmepumpe, die jedoch – um sie wirtschaftlich betreiben zu können – in vielen Fällen eine Komplettsanierung des Gebäudes erfordert. Für Städte und Stadtbezirke dagegen sieht der Koalitionsvertrag vor, dass der Wärmeversorger im Rahmen einer flächendeckenden kommunalen Wärmeplanung und eines Ausbaus der Wärmenetze für die Einbindung erneuerbarer Energie verantwortlich ist – eine aufwändige energetische Sanierung von Bestandsgebäuden ist für die Einbindung erneuerbarer Energien nicht erforderlich. „Dem strukturellen Nachteil der Hauseigentümer in Regionen ohne Wärmenetz muss die Bundesregierung beim Umstiegstempo auf erneuerbare Energien Rechnung tragen“, so Diercks.
Die Zukunft für klimaschonendes Heizen in Bestandsgebäuden, die nicht ans Wärmenetz angeschlossen sind, liegt in CO2-neutralen Energieträgern wie biogenem Flüssiggas. Der Deutsche Verband Flüssiggas hat in der kürzlich vorgelegten Studie „Grüne Flüssiggasversorgung“ mit der Erzeugung von regenerativem DME (rDME) eine weitere Option aufgezeigt. Für die Produktion von rDME wird kein regenerativer Wasserstoff und nur ein vergleichsweise geringer Stromeinsatz benötigt – somit lässt es sich verhältnismäßig kostengünstig erzeugen. „Regeneratives DME kann wie das heute schon kommerziell verfügbare biogene Flüssiggas das volle Klimaschutzpotenzial im Gebäudebestand des ländlichen Raumes ausschöpfen und damit zu einem zentralen Baustein der Energiewende im Wärmemarkt werden“, schließt Diercks.
Energieträger Flüssiggas:
Flüssiggas besteht aus Propan, Butan und deren Gemischen und wird bereits unter geringem Druck flüssig. Der Energieträger verbrennt CO2-reduziert und schadstoffarm. Flüssiggas wird für Heiz- und Kühlzwecke, als Kraftstoff (Autogas), in Industrie und Landwirtschaft sowie im Freizeitbereich eingesetzt. Biogenes Flüssiggas, die regenerative Variante, ist ebenfalls in Deutschland verfügbar.