Aktuelle Studie zeigt: Klimaziele im Wärmemarkt nur unter Nutzung aller Technologien erreichbar
- 827.000 Gebäude mit alten Ölheizungen können das 65%-Erneuerbare-Energien-Ziel bis 2035 kaum anders als durch einen Umstieg auf Flüssiggas-Hybridheizungen oder Flüssiggas-Heizungen mit regenerativem Flüssiggas (LPG) erreichen.
- Umstellung dieser 827.000 Gebäude auf Flüssiggas-Heizungen mit anteilig regenerativem Flüssiggas (LPG) kann bis zu 3,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr gegenüber dem Ausgangszustand einsparen.
- Der Einsatz von regenerativem Flüssiggas (LPG) hat gebäudebezogen einen vergleichbaren Klimaschutzeffekt wie eine vollständige Modernisierung der Gebäudehülle.
Berlin, 17. Oktober 2022. 27 Millionen Menschen in Deutschland leben im ländlichen Raum – viele in unsanierten bzw. nur teilsanierten Ein- und Mehrfamilienhäusern. In rund 4,6 Millionen dieser Gebäude sind noch alte Ölheizkessel in Betrieb. Doch wie gelingt die Umstellung dieser Ölheizungen auf klimafreundliche Energieträger? Alle Optionen zur Wärmeversorgung müssen dabei genutzt werden, um die ambitionierten Klimaschutzvorgaben einzuhalten und das Ziel zu erreichen, neu eingebaute Heizungen bis 2035 mit 65 Prozent erneuerbarer Energien zu betreiben. Das zeigt die aktuelle Studie „Flüssiggas (LPG) im Wärmemarkt des ländlichen Raumes – Beitrag zu Versorgungssicherheit und Klimaschutz“ von Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz, Geschäftsführer des Institutes für technische Gebäudeausrüstung (ITG).
Drei zentrale Ergebnisse der Studie im Überblick:
1. 827.000 Gebäude mit alten Ölheizungen können das 65%-Erneuerbare-Energien-Ziel bis 2035 kaum anders als durch einen Umstieg auf Flüssiggas-Hybridheizungen oder Flüssiggas-Heizungen mit regenerativem Flüssiggas (LPG) erreichen.
4,6 Millionen Ein- und Mehrfamilienhäuser in Deutschland heizen derzeit mit alten Ölheizkesseln. Die Studie zeigt, dass 827.000 dieser Gebäude kaum anders als durch den Umstieg auf Flüssiggas-Heizungen mit anteilig regenerativem Flüssiggas (LPG) oder dem Einbau von Flüssiggas-Hybridheizungen, die eine Wärmepumpe mit einer Gasbrennwertheizung kombinieren, das 65%-Erneuerbare-Energien-Ziel erreichen können, sagt Jobst-Dietrich Diercks, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Verbandes Flüssiggas e.V. (DVFG). „Dieser Fakt ist entscheidend, um für die Menschen vor Ort wirksame und passgenaue Maßnahmen hin zu klimafreundlichen Energieträgern entwickeln zu können. Die Studie leistet dazu einen wichtigen Beitrag.“
Einordnung Ergebnis 1:
- In vielen ländlichen Regionen fehlen Wärmenetze oder ihre Errichtung ist unrentabel – beispielsweise aufgrund des großen Abstands zwischen den Häusern.
- Viele Gebäude sind aufgrund ihres baulichen Zustands nur bedingt geeignet für den Wechsel zu elektrischen Wärmepumpen.
- Selbst bei optimistischer Prognose hinsichtlich einer Steigerung der energetischen Sanierungsquoten von Gebäuden bleibt ein wesentlicher Teil der Gebäude bis 2035 in einem Sanierungszustand, für den eine Versorgung allein durch eine elektrische Wärmepumpe nicht sinnvoll ist.
- Die Umstellung dieser 827.000 Gebäude auf Heizungstechnik mit Einbindung von Flüssiggas, einschließlich Anteilen von regenerativem Flüssiggas (LPG) kann bis zu 3,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr gegenüber dem Ausgangszustand einsparen
2. Der Einsatz von regenerativem Flüssiggas (LPG) hat gebäudebezogen einen vergleichbaren Klimaschutzeffekt wie die vollständige Modernisierung der Gebäudehülle.
Eine Verbesserung des baulichen Wärmeschutzes durch die Modernisierung der Gebäudehülle gilt als eine effektive Klimaschutzmaßnahme. Allerdings sind die erforderlichen Handwerkskapazitäten und das benötigte Eigenkapital nur begrenzt verfügbar. Durch eine Umstellung des Heizsystems bei gleichzeitigem Wechsel des Energieträgers können auf pragmatische Weise vergleichbare Klimaschutzeffekte erreicht werden.
Einordnung Ergebnis 2:
- Durch den anteiligen Einsatz von regenerativem Flüssiggas und mit einer effizienten Anlagentechnik lassen sich gebäudebezogen sofort rund 50 Prozent der Treibhausgas-Emissionen (THG-Emissionen) einsparen.
- Die THG-Emissionen, die durch die Umstellung auf eine Flüssiggas-Heizung mit anteiligem Einsatz von regenerativem Flüssiggas (LPG) eingespart werden können, sind vergleichbar mit einer vollständigen Modernisierung der Gebäudehülle dieser Häuser.
- Erzielt wird dieses Ergebnis mit einem deutlich geringeren Investitionsaufwand für eine moderne Flüssiggas-Heizung bei einer geringeren Inanspruchnahme von Handwerkerleistungen. Eine bauliche Modernisierung ist im Vergleich spürbar teurer.
3. Die Förderung muss zum Bedarf passen.
Eine ökologisch und ökonomisch vorteilhafte Heizalternative in Bestandsgebäuden dürfte für viele Hauseigentümer die Flüssiggas-Hybridheizung sein – also eine Wärmepumpe kombiniert mit einer Gasbrennwertheizung. Diese Kombigeräte werden aktuell jedoch nicht durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gefördert, obwohl der energetische Deckungsanteil der Brennwerttherme nur etwa 35% beträgt, 65% der Wärme werden durch die Wärmepumpe bereitgestellt. Damit viele Haushalte im ländlichen Raum den notwendigen und gewünschten Beitrag zur Wärmewende leisten können, sollten auch Kombigeräte durch die BEG gefördert werden.
Die Studie zum Download
Die ITG-Studie "Flüssiggas (LPG) im Wärmemarkt des ländlichen Raumes – Beitrag zu Versorgungssicherheit und Klimaschutz" im Auftrag des Deutschen Verbandes Flüssiggas steht auf der Website zum Download bereit.
Energieträger Flüssiggas:
Flüssiggas (LPG) - nicht zu verwechseln mit verflüssigtem Erdgas (LNG, Methan) - besteht aus Propan, Butan und deren Gemischen und wird bereits unter geringem Druck flüssig. Der Energieträger verbrennt CO2-reduziert und schadstoffarm. Die erneuerbaren Varianten sind als biogenes Flüssiggas und als Dimethylether (rDME) verfügbar. Flüssiggas wird für Heiz- und Kühlzwecke, als Kraftstoff (Autogas), in Industrie und Landwirtschaft sowie im Freizeitbereich eingesetzt.
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